kreativ werden

Kreativ schreiben
Grundsätzliches zum Schreiben wollen


1. Notieren Sie Ihre Ideen SOFORT

Schreiben Sie alles auf. Hören Sie den Leuten im Bus, in der U-Bahn, beim Bäcker zu. Notieren Sie originelle Formulierungen sofort. Tragen Sie immer ein kleines Notizbuch bei sich, was in die Hosentasche passt. Gehen Sie niemals ohne Schreibgerät aus dem Haus. Nehmen Sie Schreibgeräte die nicht im entscheidenden Augenblick versagen können. Klauen Sie hemmungslos in Büchern, die Ihnen gefallen ? damit meine ich nicht: Abschreiben. Aber vielleicht ist es gerade diese Formulierung, die Ihnen fehlt, um etwas perfekt zu beschreiben. Es ist durchaus möglich, dass Ihnen beim Überarbeiten später etwas noch Besseres einfällt. Markieren Sie ?geklautes? in einer anderen Farbe, damit sie später daran denken, es gegen eigenes auszutauschen.

2. Warten und Reifen

Texte müssen reifen wie Käse oder ein guter Wein. Korrigieren Sie nicht beim zweiten Lesen. Legen Sie den Text in eine spezielle Schublade. Vergessen sie den Text. In zwei Wochen ist er für ein erstes Lesen bereit. Haben Sie Geduld. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen noch zu diesem Text einfällt. Führen Sie Arbeitstagebuch, Karteikarten in verschiedenen Farben für Orte, Charaktere, Gefühle, Stimmungen usw. ermöglichen einen übersichtlichen Arbeitsplatz.

In der Zwischenzeit arbeiten Sie an einem anderen Text aus der ?Schublade?.

3. Schreiben Sie!!

Schreiben Sie jeden Tag. Vielleicht nur einen Haiku. Oder charakterisieren Sie den Menschen in der U-Bahn gegenüber. Beobachten Sie. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen ins Auge fällt. Nutzen Sie Wartezeiten beim Arzt. Denken Sie sich Dialoge aus. Notieren Sie Stichworte. Wenn Sie keine Lust haben zu schreiben, dann schreiben Sie eben über Ihre Unlust. Eine Haßtirade auf das Schreiben. Aber SCHREIBEN Sie.

4. Warum SCHREIBEN Sie?

Halten Sie ein Plädoyer für das Schreiben. Verteidigen Sie das Schreiben, als ginge es um Leben und Tod. Fragen Sie sich nach den Gründen, warum Sie denken, dass die Menschheit auf Ihren Roman, Ihr Gedicht gewartet hat. Fragen Sie sich, was Sie der Menschheit geben können. Identifizieren Sie sich mit Ihrem Text. Kämpfen Sie um jedes Wort. Begründen Sie die Notwendigkeit einer Formulierung, einer Person, einer Handlung. Wenn Sie es nicht können, streichen Sie sie. Seien Sie hart aber gerecht.

5. SCHREIBEN muß sein!

Machen Sie Ihrer Familie, den Menschen, mit denen Sie leben eindringlich klar, dass Sie ungestört schreiben wollen. Wenn Sie an einem Text richtig arbeiten wollen, brauchen Sie eine Ruhezone. Schicken Sie Ihre Familie ins Kino oder ins Schwimmbad. Entziehen Sie sich. Unnachgiebig. Einen Tag pro Woche gehört der Abend, der Nachmittag Ihnen allein. Lassen Sie das Bad ungeputzt, bestellen Sie das Essen beim Italiener. Schreiben ist jetzt Wichtiger.

6. Distanzieren Sie sich

Ihr Text ist schlecht? Zu viele Adjektive? Floskeln? Plagiate und er wimmelt von geklauten Ideen? Sie wissen nicht mehr, warum Sie das überhaupt geschrieben haben? Macht nichts. Lassen Sie den Text erneut reifen. Statt zwei nun vier Wochen. Lassen Sie sich und Ihrer Idee Zeit. Geben Sie noch nicht auf. Wenn Sie sehr mutlos und frustriert sind, ist es jetzt an der Zeit, den Text ?loszulassen?. Zeigen Sie den Text einem guten Freund. Einem der es versteht, zu kritisieren. Notieren Sie ohne Debatte alle Ideen und Einwände. Legen Sie den Text wieder weg. Vergessen Sie ihn.

7. Überarbeiten Sie radikal

Jetzt wird es ernst. Atmen Sie tief durch und lassen Sie den Text auf sich wirken. Lesen Sie ihn sich laut vor. Nehmen Sie Ihre Notizen und arbeiten Sie am Text. Satz f?r Satz. Werden Sie nicht hektisch. Sie haben Zeit. Wenn Sie nicht vorwärts kommen, machen Sie eine Notiz und arbeiten am nächsten Satz. Trennen Sie sich von allen ?berflüssigen Worthülsen, Adjektiven und Klischees. Versuchen Sie nicht, krampfhaft originell zu sein. Seien Sie sie selbst. Seien Sie ehrlich. STREICHEN Sie.

8. Blockaden durchbrechen

Sie sind total blockiert? Können nicht mehr schreiben? Finden keinen Anfang mehr? Finden Ihren eigenen Text nur noch schrecklich? Das ist normal. Keine Panik. Schalten Sie ab, gehen Sie ins Kino oder essen. Spielen Sie mit den Kindern oder häkeln eine Decke für das Hundekörbchen. Polen Sie um. Beginnen Sie einen neuen Text. Etwas ganz anderes. Sie schreiben sonst nur Liebesgeschichten? Versuchen Sie den Plot für einen Krimi zu entwerfen.

9. Sie können SCHREIBEN

Lesen Sie Ihren besten Text. Ihren Meisterwurf. Lesen Sie ihn laut. Lassen Sie sich loben, und beweihräuchern. Bauen Sie sich einen Altar. Vergöttern Sie sich und das Schreiben. Sie können es! Lesen Sie jetzt Ihren Arbeitstext. Sie werden entzückt sein, wie viel Gutes in ihm steckt!

10. Wer suchet, der findet

Viele Menschen wissen vieles. Recherchen untermauern Ihre Arbeit und machen Sie glaubwürdig. Sie müssen wissen, wovon Sie reden bzw. schreiben. Scheuen Sie sich nicht, andere um Rat zu fragen. Ihr Nachbar ist Ingenieur? Prima, er kann ihre technische Beschreibung korrigieren. Niemand erwartet, dass Sie wissen wie eine Dampfturbine funktioniert. Es sei denn, sie spielt eine wichtige Rolle in Ihrem Mordfall. Trockene Texte aus der Bücherei langweilen Sie und Ihren Leser. Lassen Sie sich Dinge, die Sie selbst nicht verstehen, anschaulich erklären. Geben Sie das an Ihren Leser weiter. Er wird es Ihnen danken. Schreiben Sie keinen Roman über Gen-Manipulation wenn, Sie in der Schule in Biologie eine sechs hatten.

Fazit: Schreiben Sie jeden Tag. Geben Sie sich und Ihren Text nicht auf. Scheuen Sie sich nicht, andere um Hilfe zu bitten. Nehmen Sie sich Zeit. Loben Sie sich. Recherchieren Sie gründlich. Haben Sie keine Scheu, auch einmal zu Kopieren und zu ?Klauen?. Aber seien Sie bestrebt, noch bessere Formulierungen zu finden. Seien Sie ehrgeizig.

SCHREIBEN SIE !!!